Lisa in Teheran, Iran

Unser Iran-Abenteuer beginnt im Taxi. Gurte? Nö. Geschwindigkeitsbegrenzung? Wohl eher als Empfehlung verstanden denn als Vorschrift. Spuren? Dienen höchstens zur Orientierung. Es ist 5 Uhr morgens, als wir unsere Reise durch den Iran auf der Autobahn Richtung Teheran beginnen.

Aus dem Radio tönen die klagenden Mullahs in voller Lautstärke. Deren Energie scheint sich geradewegs in den Gasfuß des Taxifahrers zu übertragen. Wir rasen durch´s Nirgendwo. Öde Landschaft wohin man schaut. Bis plötzlich rechts der Straße das einschüchternde Mausoleum Ruhollah Khomeinis auftaucht. Der Schrein des Ajatollahs macht sofort deutlich: Das ist mein Land. Meine Regeln sind Gesetz. Und das noch mehr als 25 Jahre nach Khomeinis Tod. Schon zuvor am Flughafen begrüßten uns Khomeini und der oberste politische und religiöse Führer Irans, Ajatollah Ali Chamenei, in Überlebensgröße. Und die beiden sollten uns in Form ihrer Portraits die ganze Reise über begleiten. Von allen Wänden wachen die streng dreinblickenden Führer mit Bart und Turban allerorts über ihr Land.

Vorsichtig schaue ich zu Marco. Sein Blick spricht Bände: „Wo zum Teufel hast du uns da schon wieder reingeritten?“ Es hilft nichts, jetzt sind wir hier. Sitzen in einem original Paykan (iranische Automarke), gefühltes Baujahr 1990. Die Klimaanlage besteht aus offenen Fenstern, durch die Tonnen von Abgasen hereingeblasen werden. Ich halte mein Kopftuch fest. Hoffe, dass mit dem Sonnenaufgang auch unsere Stimmung steigt.

Teheran, was tust Du uns da an?

Wir sind froh, als wir heil in unserem Hotel im Zentrum Teherans ankommen. Die herzliche Begrüßung, starker Schwarztee mit einer Überdosis Zucker und ein zweistündiger Power-Nap lassen die Welt schon ganz anders aussehen.

So stürzen wir uns mit neuem Elan in die 13-Millionen-Einwohner-Stadt. Um wenige Minuten später schon wieder völlig überfordert vor einer Hauptstraße zu stehen. Gefühlte sechs Spuren, Auto an Auto, dazwischen ganze Familien auf Rollern und Fußgänger, die im Slalom versuchen, die gegenüberliegende Straßenseite zu erreichen. Aus Mangel an besseren Ideen heften wir uns an die Fersen einer einheimischen Mutter mit ihrem Sohn und laufen los.

Lebendig auf der anderen Straßenseite angekommen, lassen wir uns durch das Getümmel der Hauptstadt treiben. Laufen durch den größten überdachten Basar der Welt. Sind überwältigt von so vielen Sinneseindrücken. Es ist heiß. Unglaublich heiß. Die Abgase lassen einen kaum atmen. Wir entscheiden: Morgen müssen wir hier raus.

Der Souk in Teheran ist der weltgrößte überdachte Basar
Der Souk in Teheran ist der weltgrößte überdachte Basar

Völlig erschöpft fallen wir abends ins Bett. Bis uns ein ohrenbetäubender Lärm hochschrecken lässt. Was um Himmels Willen ist das? An Schlaf ist jedenfalls nicht mehr zu denken. Nach einer Viertelstunde beschließt Marco, der Sache auf den Grund zu gehen. Mitten in der Hotellobby klafft ein riesen Loch. Verursacht von einem Schlagbohrer. Die Ursache: ein Wasserrohrbruch der sofort behoben werden muss. Na dann, erholsame erste Nacht.

Die Versöhnung: Über den Dächern Teherans

Am nächsten Morgen beschließen wir, Teheran noch eine Chance zu geben. Es ist unser erster Hochzeitstag, den wollen wir schließlich genießen. Gleich morgens fahren wir mit der Metro in den Norden der Stadt. Wir erkunden zuerst den Jamshidiyeh-Park, trinken in völliger Einsamkeit persischen Tee und genießen den Blick über Teheran.

Beim Tee trinken im Norden Teherans
Wir trinken Tee in Teherans kühlem, bergigen Norden

Danach geht´s nach Darband, einem Stadtteil Teherans und Naherholungsgebiet am Fuß des Hausbergs Tochal. Die Stimmung dort gleicht einem Rummel. Dutzende von Teestuben und Restaurants reihen sich entlang eines Bergbachs. Überall blinkt, leuchtet und glitzert es. Die Betreiber versuchen sich, mit der jeweils lautesten Musik zu übertrumpfen. Aber irgendwie ist es schön hier.

Darband im Norden Teherans im Iran

Abends werden wir in einem schönen (und etwas ruhigeren) Restaurant mit einer Deutschland-Flagge auf unserem Tisch willkommen geheißen. Mitten unter der Teheraner Mittel- und Oberschicht lassen wir den Tag ausklingen, genießen Lamm am Spieß und leckere frisch gepresste Säfte.

Lisa beim Abendessen in Darband im Norden Teherans

Teheran, du hast uns milde gestimmt. Wir sind gespannt auf die Abenteuer, die uns auf unserem dreiwöchigen Roadtrip durch den Iran erwarten.

Unterkunft Teheran: Iran Markazi Hotel (www.markazihotel.ir)

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