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Schon lange stand der Schwarzwälder Genießerpfad Karlsruher Grat auf unserer Wander-Wunschliste im Ländle. Ende September ließ uns die Aussicht auf zwei traumhaft sonnige Spätsommertage auf unserem Roadtrip in die Toskana jetzt kurzerhand im Schwarzwald stoppen, um den abenteuerlichen Klettersteig in Angriff zu nehmen.
Das Mühlendorf Ottenhöfen im Schwarzwald – perfekt für ein entspanntes bis spannendes Wanderwochenende
Nicht nur die Wanderung auf dem Karlsruher Grat reizt uns – sondern auch, dass Ottenhöfen den Beinamen „Mühlendorf“ trägt. Wer unseren Blog kennt der weiß, dass wir super gerne auf Mühlenwanderungen unterwegs sind und historische Mühlen lieben. So quartieren wir uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz Murhof ein, der direkt am Ortsausgang von Ottenhöfen liegt.
Eine Gratwanderung und alpines Feeling im Schwarzwald?
Ja, das gibt´s tatsächlich! Zumindest so ein bisschen 😉 . Denn bei Ottenhöfen im nördlichen Schwarzwald ragt ein schroffer Felsgrat über der typisch hügeligen, grünen Mittelgebirgslandschaft. Über ihn führt ein Steig, der auch als „einziger Klettersteig im Schwarzwald“ bezeichnet wird. Es gibt weder seilversicherte Passagen, noch in den Fels gehauene Tritte oder Leitern – dementsprechend benötigt man auch kein Klettersteigset. Einzig ein bisschen Abenteuerlust, gute Schuhe und Trittsicherheit sind nötig, um über den Grat zu kraxeln. Belohnt wird man mit genialen Ausblicken, vielleicht auch etwas Herzklopfen und einer Route, die wirklich richtig Spaß macht!
So abenteuerlich die Wanderung klingt – sie ist einer der offiziellen Schwarzwälder Genießerpfade und vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumwanderweg zertifiziert.
Daten und Fakten zur Wanderung auf dem Karlsruher Grat
- Länge: 13,7 km
- Höhenmeter: rund 700 m
- Schwierigkeit: Außer das Teilstück des Karlsruher Grat eine eher einfache Wanderung – der Klettersteig ist anspruchsvoll und kann umgangen werden! Den Klettersteig selbst würden wir definitiv nur bei Trockenheit gehen. Gute Schuhe und Trittsicherheit sind dafür Voraussetzung.
- Nicht barrierefrei
- Beschilderung: gut
- Einkehrmöglichkeiten: In Ottenhöfen, Getränkebrunnen im Gottschlägtal, sonst nur Abstecher vom Bosensteiner Eck zu einer Selbstbedienungs-Vesperstube
- Wanderbeschreibung: Offizielle Tourinfos auf der Website des Schwarzwald Tourismus und auf unserem Komoot-Profil
Die Wanderung führt streckenweise durch das Naturschutzgebiet Gottschlägtal-Karlsruher Grat, das wiederum am Nationalpark Schwarzwald grenzt. Halte dich also bitte unbedingt an das Wegegebot und die geltenden Regeln!
Los geht´s im Mühlendorf Ottenhöfen
Die Wanderung startet offiziell am kleinen Bahnhof von Ottenhöfen und führt vom Ort über ein Wohngebiet direkt in den Wald. Dort geht es erstmal stetig bergauf und recht schön durch den Wald.
Stören uns zuerst noch die ganz normalen Verkehrsgeräusche, wünschen wir uns diese spätestens jetzt zurück, wo wir uns einem riesigen Steinbruch nähern. Dieser liegt nämlich in direkter Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Gottschlägtal-Karlsruher Grat, genau am Einstieg zu den Edelfrauengrab-Wasserfällen. Ich bin tatsächlich drauf und dran, die Wanderung abzubrechen, so unglaublich störend ist der Lärm. Schon übelst genervt können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie die berühmten Wasserfälle inmitten einer solchen Geräuschkulisse ein tolles Naturerlebnis sein sollen.
Aber tatsächlich – sobald wir das Naturschutzgebiet betreten, verschluckt der Wald wie durch Zauberei jeglichen Lärm. Unglaublich! Ich atme erstmal tief durch und genieße die plötzliche Ruhe und Naturidylle. Jetzt kann auch ich mich voll und ganz auf die Wanderung einlassen.
Die Edelfrauengrab-Waserfälle und das Gottschlägtal
Der Gottschlägbach schlängelt sich hier mal wild, mal idyllisch durch sein enges, schattiges Tal. Überall wachsen Moose und Farne, das Licht schafft es nur spärlich durch die Bäume. Richtig schön mystisch wirkt der Schwarzwald hier. Schon nach wenigen Metern erreichen wir das erste Highlight, das Edelfrauengrab. Eine natürliche Höhle, neben der ein Wasserfall hinunter rauscht. Eine große Tafel informiert über die Sage, die dem Ort seinen Namen gab. Zugegeben nix für empfindliche Gemüter!
Die Sage der Edelfrauengrab-Wasserfälle
Während der Ritter Wolf von Bosenstein zum Kreuzzug ins Heilige Land aufbrach, vergnügte sich seine Frau zu Hause mit ihrem Liebhaber in Saus und Braus. Als eines Tages eine Bettlerin mit sieben halb verhungerten Kindern an die Tür klopfte, wurde sie von der Schlossherrin verspottet und schroff abgewiesen. Die Bettlerin bedachte Frau von Bosenstein mit einem Fluch: „Sieben Kinder sollst du auf einmal zur Welt bringen, alle so elend wie die, welche du verhöhnst.“
Tatsächlich ging dieser Fluch wenig später in Erfüllung, die Schlossherrin brachte sieben Kinder zur Welt. In ihrer Verzweiflung ließ sie die Babys von ihrer Dienerin in einen Sack stecken, damit diese sie im Schlossweiher ertränkte. In diesem Augenblick allerdings kam der Ritter nach Hause, verhinderte die grausame Tat und brachte die Kinder zu Verwandten auf eine Burg im Elsass.
Sieben Jahre später ließ Wolf die Kinder zu einem Fest auf seine Burg bringen, mit ärmlicher Kleidung und singend von ihrem traurigen Schicksal. Auf die Frage von Gästen, was eine solch grausame Mutter denn verdiene, antwortete die Schlossherrin: „Sie sollte bei einem Laib Brot und einem Krug Wasser lebendig eingemauert werden.“ Daraufhin erwiderte ihr zorniger Mann: „So sei´s, du hast dein eigenes Urteil gesprochen. Es soll vollzogen werden!“
Und so ließ Wolf seine Gattin in eine von Wasser bespülten Höhle im Gottschlägtal lebendig einmauern. Danach befahl er, den Bach in die Höhle zu leiten um seine Frau von ihren Qualen zu befreien. Seit dieser Zeit heißt die Felsenhöhle „Edelfrauengrab“.
Der anschließende Weg über schmale Pfade und Brücken ist unglaublich schön und an einem Montag nach den Sommerferien zum Glück auch nicht zu stark besucht. Immer wieder bildet der Gottschlägbach auf seinem Weg durch das Tal kleine Wasserfälle, die oft in Kaskaden von Becken zu Becken plätschern.
Viel zu schnell führt der Pfad wieder aus dem Wald heraus und wir folgen dem breiteren Weg bis zu einem Getränkebrunnen mit mehreren Bänken, auf denen man ein Päuschen einlegen und sich mit Getränken erfrischen kann. Wer öfter auf Schwarzwälder Genießerpfaden unterwegs ist, kennt diese oft liebevoll aufgebauten Selbstbedienungs-Getränkestationen 🙂
Der jetzt immer felsiger werdende, bergauf führende Pfad gibt schonmal einen kleinen Vorgeschmack auf die Kletterei, die uns gleich erwartet. Und mit den Höhenmetern steigt auch unsere Vorfreude auf den Klettersteig!
Aussichtsfelsen Herrenschrofen
Bevor wir den Karlsruher Grat erreichen, stimmen wir uns an der Felskanzel Herrenschrofen auf die folgende Kletterpartie ein und kraxeln nach oben. Der Ausblick ins Tal und auf die Schwarzwaldhöhen ist sensationell schön! Jetzt sind es nur noch wenige Meter, bis zum Karlsruher Grat (die Umgehung ist ebenfalls ausgeschildert).
Der Karlsruher Grat – eine tolle Kraxelei!
Jetzt geht’s endlich los! Mit etwas mulmigen Gefühl suchen wir erstmal den richtigen Einstieg. Zwar ist die Richtung klar, oft steht aber die Frage „links oder rechts herum? Oder wirklich obendrüber?“ nicht nur bei uns im Raum. Auch andere Wanderer stehen oft grübelnd vor den Felswänden, gemeinsam wird dann der beste und sicherste Weg gesucht – denn Markierungen gibt es hier keine (oder zumindest sehen wir sie nicht).
Uns macht es richtig viel Spaß, uns den Weg über die Felsen zu suchen. Manchmal braucht´s ein bisschen Überwindung, oft den Einsatz der Hände. Richtiges Klettern ist nicht nötig, dafür aber beherztes (sicherlich oft nicht ganz elegant aussehendes) Gekraxel 🙂
Immer wieder setzen wir uns auf die warmen Felsen, ruhen uns aus, genießen die Sonne und die genialen Ausblicke. Wirklich schön!
Auch jetzt erreichen wir viel zu schnell das Ende des Klettersteigs, am liebsten hätten wir die Tour gleich nochmal in die entgegengesetzte Richtung gestartet. Aber der Genießerpfad ist ja eine Rundwanderung, also weiter.
Nach dem Karlsruher Grat ist die Wanderung eher zweckmäßig und für uns leider kein Highlight mehr. Toll soll noch der Ausblick vom Brennte Schrofen sein. Aber irgendwie übersehen wir die Aussichtsplattform wohl, denn weiter als bis ins Dickicht reicht die Aussicht für uns nicht.
Gegen Ende führt die Wanderung ziemlich lange über Asphalt und eine wenig befahrene Straße bergab, hierfür entschädigen aber die schönen spätsommerlichen Talblicke. Nach rund 5 Stunden sind wir zurück in Ottenhöfen und total happy, die Wanderung mit ihrem abenteuerlichen Klettersteig endlich in Angriff genommen zu haben!
Das Mühlendorf Ottenhöfen im Schwarzwald
Wir sind ja große Fans alter Mühlen und super gerne auf Wanderwegen unterwegs, die diese Schmuckstücke verbinden. Und natürlich trägt Ottenhöfen den Beinamen „Das Mühlendorf“ nicht umsonst. An unserem zweiten Tag im Schwarzwald haben wir zwar wenig Zeit, da wir noch weiter Richtung Italien fahren, wollen aber zumindest einige der Mühlen auf dem Mühlenweg erkunden.
Der Mühlenweg in Ottenhöfen
- Länge: 12 km
- Schwierigkeit: einfach
- Beschilderung: gut
- Einkehrmöglichkeiten: Unser Tipp – frische Forelle in der Benz-Mühle am Bach
- Wanderbeschreibung auf der Website der Gemeinde Ottenhöfen im Schwarzwald
Wer den Mühlenweg Ottenhöfen komplett erwandert, kann nicht nur neun hübsche Mühlen besichtigen, sondern erkundet auch viele kleine idyllische Seitentäler. Insgesamt ist man 4 – 5 Stunden unterwegs, es sind aber einige Abkürzungen möglich.
Richtig begeistert sind wir von der Benz-Mühle am Bach in Ottenhöfen-Furschenbach, die heute noch von der Familie Benz betrieben wird. Rund um den Bauernhof gibt’s total viel zu entdecken, vor allem auch für Kinder. Neben der rund 170 Jahre alten Mühle unter anderem verschiedene Tiergehege, die total urige Vesperstube mit großem Außenbereich, ein Biotop und Kinderspielplatz.
Die wohl bekannteste Mühle und ein beliebtes Fotomotiv ist die fast 150 Jahre alte Rainbauernmühle an der Acher. Ihre Besonderheit ist das unterschlächtige Wasserrad, für das Wasser aus dem Bach über einen Kanal von unten auf die Radschaufeln geleitet wird, um das Mühlrad in Bewegung zu setzen.
Zum Weiterlesen: Unsere bisherigen Mühlenwanderungen
Campingplatz Murhof in Ottenhöfen
Falls du wie wir mit dem Camper anreist, ist der Camingplatz Murhof in Ottenhöfen ein super Ausgangspunkt sowohl für die Wanderung auf dem Karlsruher Grat, als auch für die Mühlenwanderung um Ottenhöfen. Auf beide Touren kannst du direkt vom Campingplatz aus starten.
Insgesamt ein sehr nett geführter Platz, auch wenn die geschotterten Parzellen ohne viel Grün für uns eher Stellplatz-Flair haben. Die Sanitären Anlagen sind neu und absolut sauber. Praktisch ist der kontaktlose 24-Stunden-Check-In über einen Automaten.
{Unser Fazit} Karlsruher Grat & Mühlenweg: Kurztrip ins Mühlendorf Ottenhöfen im Schwarzwald
Ottenhöfen im Schwarzwald ist ein tolles Ziel für ein Wander-Wochenende im Schwarzwald. Neben den oben beschriebenen Aktivitäten ist man auch schnell im Nationalpark Schwarzwald, auf der Schwarzwaldhochstraße, bei den Allerheiligen Wasserfällen oder zum Beispiel im Weinparadies Ortenau.
Wandern im Schwarzwald – weitere Touren auf dem Blog