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∼ Werbung ∼ „Ihr fahrt zum Wandern nach Rothenburg ob der Tauber?“ fragt unser Nachbar erstaunt, als er uns in Wanderschuhen und mit gepackten Rucksäcken im Hausgang trifft. Vermutlich ist Wandern nicht die erste Idee, die einem beim Besuch des mittelalterlichen Städtchens in den Sinn kommt. Auch wir mussten zugegebenermaßen erst durch einen Bericht im Regionalfernsehen darauf gestoßen werden – waren dann aber gleich Feuer und Flamme!
Denn die jahrhundertealte Kulturlandschaft rund um Rothenburg ist vielleicht nicht spektakulär, dafür aber wunderschön. Im Frühling tupfen blühende Obstbäume Pastellkleckse in die Natur, im Sommer lockt das sattgrüne Taubertal mit seinen Mühlen, der plätschernden Tauber und ihren würzig duftenden Hangwiesen und im Herbst explodieren die Farben von Wäldern und Weinreben.
Rothenburg ob der Tauber liegt gerade mal 50 Fahrminuten von unserem Heimatort Öhringen entfernt im bayerischen Mittelfranken an der Grenze zum baden-württembergischen Hohenlohe. Perfekt also für ein verlängertes Wander- und Entdeckerwochenende 🙂
Zum Wandern nach Rothenburg ob der Tauber?
Die Rothenburger haben das Wandern schon längst für sich entdeckt. Seit 2000 finden jedes Jahr im Frühjahr und Herbst die Rothenburger Wanderwochen statt. Mit ganz verschiedenen Wanderangeboten für Einheimische und Besucher – kostenlos, geführt und oft mit typisch fränkischer Einkehr. Nächster Termin ist der 10. – 18. Oktober 2020.
13 Wanderwege rund um Rothenburg o.d. Tauber
Für diejenigen, die die Umgebung auf eigene Faust erkunden wollen, gibt es 13 gut ausgeschilderte Wanderwege durch und rund um Rothenburg ob der Tauber. Das Schöne ist, dass die Wege oft auch durch unbekanntere Gassen der Altstadt führen oder sich z.B. mit einem Spaziergang auf dem Turmweg verbinden lassen. So haben wir bei unserem Besuch Sightseeing und Wandern perfekt kombiniert – auch wenn die Hitze uns dabei ganz schön zugesetzt hat 😉
Ausführliche Wegbeschreibungen mit Infos zu den Highlights entlang der Wanderwege gibt es als PDF-Datei zum Download auf der Website von Rothenburg Tourismus. Wir haben uns diese jeweils vor der Wanderung aufs Handy gespeichert und konnten so auch ohne Empfang ab und zu einen Blick darauf werfen. Alternativ kannst du dir die gedruckte Wanderbroschüre im Tourismus-Büro besorgen. Auf der Website findest du die GPX-Daten zum Download und im offiziellen Komoot-Account der Stadt verschiedene Wanderungen und Radtouren direkt zum Navigieren.
Gut zu wissen: Während alle Wanderungen auf dem Marktplatz in der Altstadt starten, beginnt die Beschilderung jeweils erst außerhalb der Stadttore. Deshalb finden wir es ganz hilfreich, zusätzlich mit Komoot zu navigieren oder die erwähnte Tourinfo-PDF zur Hilfe zu nehmen.
Auch für Radfahrer ist Rothenburg ein guter Ausgangsort, denn hier startet sowohl der 5-Sterne Radweg Liebliches Taubertal – Der Klassiker, als auch der Tauber-Altmühl Radweg.
Was gibt’s zu sehen beim Wandern rund um Rothenburg?
Die frühere Freie Reichsstadt ist eingebettet in die Jahrhunderte alten Kulturlandschaften des Taubertals und des Naturparks Frankenhöhe.
Gerade das Taubertal gehört zu den besondersten Kulturlandschaften in Süddeutschland. Die Tauber und ihre Seitenflüsse haben sich hier tief in den Muschelkalk geschnitten und ihre ruhigen Täler gebildet. Wiesen, Weiden und Trockenhänge, Hecken und Hohlwege, alte Steinriegel* und Reste von Trockenmauern, Laubwälder und Streuobstwiesen prägen die Landschaft und wurden zu wertvollen, schützenswerten Lebensräumen von Tieren und Pflanzen.
* Steinriegel sind ein Zeichen für den frühen Weinbau in vielen Regionen Süddeutschlands. Die Böden mussten regelmäßig gehackt werden, die dabei auftauchenden Steine wurden entlang der Eigentumsgrenze aufgehäuft. Ein positiver Nebeneffekt der Mauern war die Wärme, die sie in den Nächten abgaben.
Besonders sind auch die vielen Mühlen rund um Rothenburg im Taubertal, von denen in den letzten Jahren einige restauriert und sogar wieder funktionstüchtig gemacht wurden.
Daneben warten kleine Dörfer mit kulturellen Highlights wie dem Kreuzigungs-Retabel von Tilman Riemenschneider in der St. Peter und Paul Kirche in Detwang oder dessen Hauptwerk, der Marienaltar in der Herrgottskirche in Creglingen, hübsche Fachwerkhäuser und Winzerdörfer.
Es lohnt sich also unbedingt, genauer hinzusehen und die Besonderheiten der Landschaft zu entdecken 🙂
Grandiose Ausblicke auf Rothenburg ob der Tauber – der Rothenburger Panoramaweg (W6)
Im Hotel und Weingut Glocke, das direkt am Plönlein liegt, stellen wir am späten Vormittag nur kurz das Gepäck ab und starten direkt los auf unsere erste Erkundungstour um Rothenburg. Da wir bekanntermaßen absolute Fans von besonderen Aussichten sind, mussten wir nicht lange überlegen, um uns für den knapp 6 Kilometer langen Rothenburger Panoramaweg (W6) zu entscheiden. Und der hält tatsächlich, was er verspricht. Neben Wald und Wasser gibt’s vor allem geniale Ausblicke auf die Skyline der mittelalterlichen Stadt!
Vorbei am Plönlein laufen wir durch den Siebersturm und die Spitalbastei raus aus der Stadt. Und wie versprochen, entdecken wir auf der gegenüberliegenden Straßenseite auch gleich die Beschilderung des Wanderwegs. Falls du Lust hast, kannst du die Tour mit einem Spaziergang durch das Wildbad kombinieren, in das du durch ein Tor direkt an der Straße gelangst. An der Tauber im Tal stößt man dann wieder auf den Wanderweg W6.
Da wir das Wildbad separat besuchen wollen, wandern wir daran vorbei auf der Medersteige runter ins Taubertal. Begleitet vom Plätschern der Tauber folgen wir dem Fluss ein Stückchen, bis wir auf einen Pfad ins schattige Blinktal abbiegen, der uns mit leichter Steigung rauf zum Amerikanerwäldchen bringt.
Wer Lust hat, kann hier oben auf dem Parcours durch den Rothenburger Kletterwald seine Höhentauglichkeit testen. Unsere Aufmerksamkeit gilt eher dem Ausblick. Denn rechts von uns spicken über den abgeernteten Feldern immer mehr Turmspitzen von Rothenburg hervor, bis wir irgendwann plötzlich die gesamte „Skyline“ im Blick haben. Wunderschön!
Gleich darauf haben wir einen weiteren tollen Blick auf die Stadt – von der alten Skischanze, wo heute ein schöner Rastplatz zur Pause mit Aussicht einlädt.
Vorbei am Bismarck Denkmal – ebenfalls mit Picknickmöglichkeit, aber mit etwas zugewachsener Aussicht – laufen wir auf Forstwegen und kleineren Pfaden durch den Wald runter ins Taubertal zur Bronnenmühle. Der alte Keltenwall, der hier eine frühe Siedlung absicherte, ist entlang des Wanderwegs noch immer erkennbar.
Angekommen im Taubertal, kühlen wir unsere Füße im Fluss und legen eine ausgedehnte, wenn auch späte Mittagspause ein. Denn unter der Woche öffnet der richtig schön gelegene Biergarten „Unter den Linden“ erst um 14 Uhr.
Ganz schön steil ist anschließend der letzte Anstieg über die Kurze Steige rauf zur Stadt. Oben angekommen, laufen wir entlang der Stadtmauer in den Burggarten und von dort – wieder mit genialen Ausblicken – über die darunter liegende Rothenburger Riviera zurück in die Altstadt.
Richtig gehört, auch Rothenburg besitzt eine Riviera. Ohne Meer, dafür mit Weinberg in sonniger Südlage über der Tauber. 160 historische Rebsorten pflegt Winzer und Hotelier Albert Thürauf hier für das Weingut Glocke, eine Führung mit ihm durch seine Reben ist sicherlich spannend.
Infos zum Rothenburger Panoramaweg (W6)
- Länge: 5,8 km
- Schwierigkeit: einfach
- Nicht barrierefrei
- Beschilderung: gut
- Einkehrmöglichkeiten: Biergarten „Unter den Linden“
- Start: Marktplatz Rothenburg bzw. an der Spitalbastei (großer Parkplatz nebenan)
- Die Tour auf Komoot
36 Grad und es wird noch heißer… Auf einsamen Wegen durch das Steinbachtal (W9)
So angenehm kühl es noch ist, als ich morgens um halb sieben zu einem kurzen Foto-Spaziergang durch die Altstadt aufbreche – schon jetzt ist spürbar, welche Hitze uns heute erwartet. Daher brechen wir direkt nach dem Frühstück auf, vor uns liegen rund 14 Kilometer durch das Steinbachtal, einem ruhigen und wunderschönen Seitental der Tauber.
Der Weg in die Natur zieht sich ein bisschen. Denn erstmal müssen wir durch ein Wohngebiet laufen, bis wir auf ein geteertes Sträßchen durch die Felder abbiegen. Hier auf der Höhe haben wir einen weiten Blick auf die Frankenhöhe und das Hohenloher Land. Im Frühling sicherlich toll mit blühenden Obstbäumen und frischgrünen Feldern, heute aber glüht der Asphalt, die Luft über den braunen, abgeernteten Feldern ist diesig und wir hoffen auf Schatten.
Den bekommen wir zum Glück auch recht zügig, durch einen Hohlweg und schattige Waldwege laufen wir hinunter ins Steinbachtal. Dort können wir uns entscheiden, ob wir den kürzeren und flacheren Weg entlang des Steinbachs nehmen, oder hoch über dem Tal weiterwandern.
Trotz der Hitze entscheiden wir uns für letzteres und keuchen den Alpinsteig rauf auf die Höhe. Die nächsten rund 4 Kilometer folgen wir dem Weg durch Wald, über Wiesen und vorbei an Feldern bis wir von oben Bettwar im Taubertal erspähen. Dort kann man im Gasthof Alte Schreinerei einkehren. Wir machen uns allerdings gleich auf den Rückweg, denn nach der Wanderung wartet auf uns noch ein leckeres Picknick in Rothenburg!
Wunderschön ist der Rückweg hoch über dem Taubertal, wo wir ein Stück dem Jakobsweg und dem Taubertal Panoramaweg folgen. Immer wieder haben wir tolle Ausblicke, wie zum Beispiel am Malerwinkel. Nur die Sonne, die macht uns mittlerweile ganz schön zu schaffen. Und auch wenn der Kniebrecherinnenweg sich nicht gerade einladend anhört, liegt er zumindest schattig im Wald und ist ein echtes Erlebnis 😉
Auf den letzten Kilometern geht es abwechslungsreich mal durch Wälder mit Klingen, mal aussichtsreich mit Blick ins Tal zurück nach Rothenburg.
Infos zur Wanderung durch das Steinbachtal (W9)
- Länge: 14,3 km
- Schwierigkeit: mittel
- Nicht barrierefrei
- Beschilderung: gut, zusätzliche GPX-Daten (z.B. Komoot) empfehlenswert
- Einkehrmöglichkeiten: Gasthof in Bettwar
- Start: Marktplatz Rothenburg
- Die Route bei Komoot
Die Wanderung hat uns gut gefallen, wir empfehlen allerdings, sie lieber im Frühjahr zu machen. Denn dann blühen die Obstbäume bzw. etwas später die Hangwiesen über den Flüssen, der Wald leuchtet in frischem Grün und auf den Feldern sprießt und wächst das Getreide.
Kleine Wanderung durchs Taubertal (W3)
An unserem letzten Tag in Rothenburg ob der Tauber wollen wir uns genauer anschauen, was wir die letzten Tage von der Stadt aus bestaunt haben: Das direkt unterhalb der Altstadt liegende Taubertal mit seiner Doppelbrücke, der Kobolzeller Kirche, den Mühlen und dem Topplerschlösschen.
Die Wanderung beginnt ebenfalls am Marktplatz und führt durch ein paar unbekanntere und ruhige Gassen der Altstadt. Hier lohnt es sich auf jeden Fall (wie eigentlich bei allen Wanderungen) das Touren-PDF ausgedruckt oder auf dem Handy gespeichert dabei zu haben, um Infos zu den Sehenswürdigkeiten zu bekommen. An der Stadtmauer zum Beispiel kannst du eine historische Toilette entdecken, ein Zwillingsabtritt für zwei Personen 😉
Hinunter ins Taubertal läufst du vorbei an der katholischen Kobolzeller Kirche, der auf der anderen Flussseite liegenden Herrenmühle und rauf auf die Doppelbrücke.
Von der doppelstöckigen Brücke hast du einen genialen Blick rauf nach Rothenburg. Danach geht es auf dem asphaltierten Taubertalweg vorbei an Mühlen, süßen Alpakas und hübschen Gärten bis zum Topplerschlösschen.
Den außergewöhnlichen Wohnturm, ein Wasserschlösschen, ließ sich der damalige einflussreiche Bürgermeister Heinrich Toppler 1388 als Sommerwohnsitz bauen. Wenn du Glück hast, kannst du einen Blick ins Innere werfen, wo ein kleines Museum errichtet wurde. Bei unserem Besuch ist es leider geschlossen.
Auf einer holzgedeckten Fußgängerbrücke überqueren wir die Tauber und marschieren über die steile Eselssteige rauf nach Rothenburg. Nach drei Wandertagen merken wir jetzt endgültig, warum der Beiname der Stadt „ob der Tauber“ heißt 😉
Und auch diese Wanderung entlässt uns nicht ohne ein letztes tolles Stadt-Panorama vom Weg unterhalb der Stadtmauer, bevor wir durch den alten Torbogen zurück in den Burggarten kommen.
Infos zur Kleinen Wanderung durchs Taubertal (W3)
- Länge: 4 km
- Schwierigkeit: einfach, meistens auf Asphalt
- Beschilderung: gut
- Einkehrmöglichkeiten: In Rothenburg
- Start: Marktplatz Rothenburg
- Die Tour bei Komoot
Coole Idee: Spaziergang mit Picknick
Das Schönste am Wandern? Ganz klar die Belohnung 😉 ! Nach drei Wandertagen wartet noch ein richtig cooles Highlight aus uns: Ein leckeres Picknick unter Bäumen im Burggarten, bei dem wir es uns so richtig gut gehen lassen!
Den mit Snacks, Sekt und Geschirr fix und fertig gepackten Picknickrucksack kann man sich von drei Gastronomen in Rothenburg zusammenstellen lassen – inklusive Wanderkarte mit den schönsten Picknickspots und auf Wunsch mit Picknickdecke.
Kosten: 30 EUR, unbedingt vorbestellen bei der Villa Mittermeier, Hotel Reichsküchenmeister oder Mucho Amor.
Auf dem Turmweg um die Rothenburger Altstadt
Keinesfalls verpassen solltest du einen Spaziergang auf dem Rothenburger Turmweg. Unglaubliche 46 Türme zählt die Stadt heute noch immer und ganze 40 davon verbindet der Turmweg auf 4 km rund um die Altstadt. Du kannst dir entweder rund 2 Stunden Zeit nehmen um den kompletten Turmweg auf und entlang des Wehrgangs am Stück zu laufen, oder du bindest einzelne Etappen in deine Wanderungen oder Sightseeing-Tour ein.
Bitte beachte, dass die Wehrgang-Abschnitte wegen Corona aktuell nur in eine Richtung begangen werden dürfen.
Die hübsche Gerlachschmiede (links) ist ein beliebtes Fotomotiv am Turmweg
In vier Abschnitten wurde die mächtige, 3,4 km lange Wehranlage zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert errichtet. Auf zahlreichen Info-Tafeln bekommst du Wissenswertes rund um die Türme, Tore, Stadtgeschichte oder die umgebende Landschaft vermittelt.
Spaziergang durch das Wildbad
Südlich der Stadt, wenn du Rothenburg durch das Spitaltor verlässt, beginnt auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Wildbad, das bis hinunter an die Tauber reicht. Bei einem Erdbeben im Jahr 1356 soll hier eine Quelle entsprungen sein, der der damalige Bürgermeister Heinrich Toppler Heilkräfte zusprach. Daraufhin wurde von der Stadt das Wildbad errichtet. Das auffällige Kurhotel mit seiner Parkanlage stammt aus der Belle Époque Ende des 19. Jahrhunderts. Heute ist das Wildbad eine evangelische Tagungsstätte, den Park darfst du kostenfrei besuchen.
Wunderschöne Altstadt – Sehenswürdigkeiten & Highlights in Rothenburg ob der Tauber
Auch wenn wir zum Wandern gekommen sind – die mittelalterliche Rothenburger Altstadt zieht uns trotzdem sofort in ihren Bann. Mit kopfsteingepflasterten Gassen und Häusern wie aus dem Bilderbuch, dutzenden Türmen und versteckten Gärten fühlt man sich tatsächlich ein bisschen in eine andere Zeit versetzt.
Schnapp dir im Tourismusbüro am besten den kleinen Stadtführer mit Stadtplan und lass dich gemütlich durch die Stadt treiben!
Rothenburgs Geschichte: wie die Stadt zur Berühmtheit wurde
1142 ließ König Konrad III., der erste Stauferkönig, auf einem Bergsporn über der Tauber die „Rote Burg“ bauen, regierte von hier aus das Reich und legte damit den Grundstein für die Entwicklung der Stadt Rothenburg. 1274 wurde diese zur Reichsstadt, wuchs durch die gewonnenen Rechte und Freiheiten stark an und wurde zum Zentrum eines großen Landgebiets. 1400 zählte Rothenburg mit mehr als 6.000 Einwohnern sogar zu den größten Städten im Heiligen Römischen Reich. Dass man in Rothenburg heute keine Burg mehr findet, wird übrigens einem Erdbeben 1356 zugeschrieben.
Der Dreißigjährige Krieg setzte Rothenburg – wie auch der nahe gelegenen Reichsstadt Schwäbisch Hall – stark zu, die Stadt verlor an Bedeutung. 1802 fiel Rothenburg an das Königreich Bayern, ein großer Teil des westlichen Landgebiets wurde an Württemberg abgetreten. Auch wegen dieser Grenzlage kam Rothenburg bei der Industrialisierung nur langsam voran, ein Eisenbahnanschluss fehlte bis 1873. Die schleppende Entwicklung kommt uns Touristen heute zugute, denn für Investitionen und bauliche Veränderungen fehlte ganz einfach das Geld.
Stattdessen entdeckten Künstler und Schriftsteller Ende des 19. Jahrhunderts die Stadt, Rothenburg wurde schon damals zum Vorzeigeobjekt „altdeutscher“ Städtebaukunst, der Tourismus zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor.
Was allerdings vielen Besuchern gar nicht bewusst ist: auch Rothenburg blieb nicht vor Kriegszerstörung verschont. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wurde bei einem Luftangriff der Amerikaner fast die Hälfte des alten Stadtgebiets zerstört. Die zerstörte Altstadt wurde glücklicherweise – anders als in vielen anderen Städten – originalgetreu wieder aufgebaut.
Ich könnte jetzt noch so viel erzählen von den Türmen, den Kirchen, den Häusern oder von der jüdischen Geschichte der Stadt… Aber das würde den Artikel dann endgültigen sprengen 😉 Deshalb gibt’s dazu wohl in einem nächsten Artikel mehr!
Nachtwächterführung
Wie in vielen mittelalterlichen Städten, macht es auch in Rothenburg total Spaß, mit dem Nachtwächter durch die Gassen zu ziehen und seinen Geschichten zu lauschen. Früher sorgten die Nachtwächter für Recht, Ordnung und die Sicherheit der Bürger, heute bringt „unser“ Nachtwächter Hans-Georg Baumgartner uns charmant, authentisch und mit viel Witz das Leben im mittelalterlichen Rothenburg näher.
Weißt du zum Beispiel, woher der Begriff Torschlusspanik stammt oder warum es früher ratsam war, beim Gang durch die Straßen nach oben zu schauen? Ein kleiner Tipp für letzteres: Es konnte wortwörtlich kacke werden, es nicht zu tun 😉
Die Nachtwächterführung findet täglich um 20:00 Uhr auf englisch statt, um 21:30 Uhr startet die deutschsprachige Führung am Marktplatz.
Museen in Rothenburg
Unser Fokus lag während unserem Besuch ja eher auf Outdoor-Aktivitäten. Trotzdem haben wir am regnerischen Samstagmorgen das spannende Mittelalterliche Kriminalmuseum besucht.
Auch das Rothenburg Museum zur Geschichte der Stadt ist sicherlich interessant, 2020 & 2021 gibt es hier auch Sonderausstellungen zu den Themenjahren „Rothenburg ob der Tauber als Landschaftsgarten“ zu sehen.
Übernachten & Genießen in Rothenburg ob der Tauber
Übernachtet haben wir im traditionsreichen Hotel und Weingut Glocke, in unschlagbarer Lage mitten in der Altstadt gelegen. Praktisch war für uns die hoteleigene Garage, in der wir kostenlos parken durften. Von unserem recht neu renovierten Zimmer haben wir direkt aufs Plönlein geschaut.
Zum Hotel der Familie Thürauf gehört neben einem Weingut auch ein Restaurant mit bodenständig fränkischer Küche. Im Weinberg An der Eich, den du oben auf vielen Fotos siehst, wachsen die Reben des Weingut Glocke. Du kannst Weinproben im Holzfasskeller oder Weinbergführungen buchen.
Zum Weiterlesen
- Auch Hubert vom Travellerblog war letzten Herbst zum Wandern und Genießen in und um Rothenburg unterwegs
- Martina von Places and Pleasures startete letzten Sommer von Rothenburg aus auf den Altmühltalradweg
- Bei den Phototravellers Biggi und Flo, die wir übrigens bei unserem Besuch getroffen haben, findest du Infos zu den schönsten Rothenburger Sehenswürdigkeiten mit tollen Fotos
Fazit: Rothenburg ob der Tauber abseits der bekannten Pfade
Uns wurde beim Besuch mehr als deutlich, dass es in Rothenburg ob der Tauber noch so viel mehr als die bekannten Sehenswürdigkeiten zu entdecken gibt. Man sollte nur ein bisschen Zeit mitbringen, die Lust, auch mal stille Gassen und Spazierwege abseits der Hauptroute zu erkunden und am besten sogar die Wanderschuhe im Gepäck haben 😉
Wir haben unser verlängertes Wochenende im Taubertal total genossen und bereits zig Ideen für den nächsten Besuch im Kopf. Wir wollen unbedingt in einige der schönen Rothenburger Gärten spicken, mehr über die besonderen Weinreben des Weingut Glocke erfahren und uns weiter durch die fränkische Küche futtern. Deshalb steht für uns fest: spätestens im nächsten Frühjahr sehen wir uns wieder, liebes Rothenburg 🙂
Transparenz: Zu dieser individuellen Recherchereise wurden wir von Rothenburg Tourismus eingeladen. Ganz herzlichen Dank für die unkomplizierte Organisation, den interessanten Austausch und die Möglichkeit, das lange Wochenende ganz nach unseren persönlichen Interessen zu gestalten. Unsere Meinung ist immer unsere eigene!
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Hallo Lisa,
die Tour mit dem Nachtwächter hat uns vor dem Start zur Radtour auch sehr begeistert. Aber wie ich sehe, muss ich unbedingt noch mal nach Rothenburg kommen, um dort zu wandern. Vielen Dank für die tollen Tipps. Die werde ich mir schon mal vormerken.
Liebe Grüße
Martina
Hallo Martina! Freut mich, wenn ich dir Lust darauf machen konnte. Es lohnt sich auf jeden Fall, zum Wandern nach Rothenburg zu kommen. Und verbinden kann man das ja auch toll mit einer Reise ins Fränkische oder nach Hohenlohe 🙂
Liebe Grüße, Lisa